»Ich habe ja nichts gegen Juden, aber…«
Antisemitismus darf nicht unwidersprochen bleiben, ganz egal, ob er sich offline oder online ausdrückt. Hier haben wir häufige Motive und Argumentationen gesammelt und erklären, warum Aussagen wie “Ich habe ja nichts gegen Juden, aber …” eben doch oft Antisemitismus nach sich ziehen. Ein genaues Verständnis dafür, wo der Fehler in derartigen Aussagen liegt, kann dabei helfen, Antisemitismus zu begegnen und über seine Fehlschlüsse aufzuklären.
Antisemitismus beginnt nicht erst dann, wenn jüdische Friedhöfe geschändet, Synagogen angezündet oder Menschen körperlich angegriffen werden, sondern bereits bei verbalen Entgleisungen im Sportverein, am Stammtisch oder unter Arbeitskollegen. Das Internet bildet diese gesellschaftlichen Verhältnisse in der virtuellen Welt ab und trägt seinen Teil zur Alltäglichkeit von Antisemitismus bei.
Antisemitismus versteckt sich heutzutage hinter Aussagen wie “Ich habe nichts gegen Juden, aber…”, bevor im nächsten Atemzug ein Spruch fällt, der die altbekannten antisemitischen Ressentiments in neuer Form verpackt – zum Beispiel als Antizionismus oder als revisionistische Haltung zum Holocaust. Eine Entlastungsstrategie, die darauf abzielt, Antisemitismus wieder akzeptabel zu machen. Denn in der deutschen, postnationalsozialistischen Gesellschaft waren (sind?) offen judenfeindliche Parolen weitgehend verpöhnt.
Äußerungen im Netz befeuern aber auch ganz konkret antisemitische Angriffe und Vorfälle: Das belegen nicht zuletzt die zahlreichen Angriffe gegen Jüdinnen*Juden oder jüdische Einrichtungen im Kontext des Nahostkonfliktes seit dem 7. Oktober 2023. In tausenden Kommentaren in den sozialen Netzwerken wurden Israel, Jüdinnen*Juden sowie antisemitismuskritische Engagierte angegriffen, bedroht und beleidigt. Sie wurden für die Eskalation des Konfliktes verantwortlich gemacht und dämonisiert.
Solidarität mit allen Opfern des Krieges ist richtig und wichtig – dabei ist es nicht immer leicht, zwischen legitimer Kritik an Israels Politik und antisemitischen Versatzstücken zu unterscheiden. Der Hass auf Juden und Israel kann zu ganz realer Gewalt führen, und das weltweit, deshalb ist es wichtig, ihn früh zu erkennen und zu reagieren. Antisemitismus muss immer und überall widersprochen werden!
Was du sonst noch gegen Antisemitismus tun kannst
Mach dich schlau zum Thema Verschwörungserzählungen, Antisemitismus und was dagegen hilft. Es gibt Bildungsangebote im Internet, aber auch eine Menge guter Bücher sowie Veranstaltungen, bei denen du mit Leuten ins Gespräch kommen kannst. Eine Gelegenheit dafür sind die Aktionswochen gegen Antisemitismus, die bundesweit im Herbst stattfinden.
Engagiere dich, indem du mit deinem Umfeld diskutierst und über Antisemitismus aufklärst, dich einer Initiative oder Organisation anschließt oder selbst eine neue Gruppe ins Leben rufst, die gegen Antisemitismus eintritt.