Hat der Holocaust wirklich so stattgefunden, wie man uns erzählt?

»Hat der Holocaust wirklich so stattgefunden, wie man uns erzählt?«

Holocaustleugner*innen und -relativierer*innen versuchen, die Deutung über die deutsche Geschichte zu ändern. Sie eint das Bestreiten, Umdeuten und Manipulieren und die selektive Auswahl der historischen Quellen, die Fälschung und Erfindung angeblicher Gegenbeweise. Täter werden zu Helden und Märtyrern stilisiert, ein eigenes Gedenken wird gegen das staatliche wie progressive Erinnern von unten gestellt 1. Sie behaupten: Die Aussagen der Täter seien erzwungen oder fehlgedeutet, die Aussagen der Opfer seien erlogen, übertrieben oder verzerrt worden. Mehr noch: Die Beweise für die NS-Verbrechen in den Konzentrations- und Vernichtungslagern seien eine bloße Fälschung.

Jetzt mal in Ruhe…

Die wohl bekannteste Schrift, in der die systematische Ermordung der sechs Millionen europäischen Jüdinnen*Juden geleugnet wird, ist der sogenannte »Leuchter-Report« des US-amerikanischen Ingenieurs Fred A. Leuchter 2. Die Ergebnisse seiner Untersuchungen der Gaskammern in Auschwitz basierten auf methodisch unsicheren Messungen des Blausäure-Gehalts an den Wandüberresten der Gaskammern. Seine Behauptung: Es habe keine Vergasungen in Auschwitz gegeben.

Bereits wenige Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges behauptete der Franzose Paul Rassinier, einst kommunistischer Widerstandskämpfer im KZ Buchenwald, in seiner Schrift »Die Lüge des Odysseus«, in den Lagern seien »Fleckfieberepedemien« die häufigste Todesursache der Häftlinge gewesen. Die Behauptungen beider Schriften wurden rasch widerlegt und massiv kritisiert.

Im Weltbild der Holocaustleugner*innen spielen Antisemitismus und Nationalismus eine ganz wesentliche Rolle. Eine Variante lautet: Einflussreiche Jüdinnen*Juden hätten den Holocaust erfunden, um Reparationszahlungen zu erpressen und das »Weltjudentum« zu finanzieren. Eine zweite: Sie hätten den Holocaust erfunden, um den Staat Israel zu schaffen. Der jüdische Staat propagiere den Holocaust immer und immer wieder, um die angeblichen Expansionsziele im Nahen Osten zu legitimieren. So wird das Existenzrecht Israels bestritten – eines Staates, der Holocaust-Überlebenden bis heute einen Schutz bietet. Etwa die Hälfte aller noch lebenden Holocaust-Überlebenden wohnt heute in Israel. Eine dritte: Sie hätten den Holocaust erfunden, um den Deutschen einen »Schuldkult« aufzubürden und ein deutsches Nationalbewusstsein dauerhaft zu schwächen.

Wenn Holocaustleugner*innen ihre kruden Behauptungen aufstellen, berufen sie sich stets auf die Meinungsfreiheit. Allerdings ist die öffentliche Holocaustleugnung in Deutschland und einigen anderen Ländern strafbar 3. Die Strafbarkeit hat ihre guten, nachvollziehbaren Gründe: Die Leugnung des Holocaust ist keine Meinung, sondern eine Form verbaler Gewalt, die nicht nur die Millionen Opfer des Holocaust verhöhnt, sondern auch den heute lebenden Jüdinnen*Juden ein bedrohliches Signal sendet.

  1. Amadeu Antonio Stiftung (2023): Angriffe auf die Erinnerung. Zivilgesellschaftliches Lagebild #12. https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/publikationen/zivilgesellschaftliches-lagebild-antisemitismus-12/

  2. Bastian, T. (1994): Auschwitz und die »Auschwitz-Lüge«. Massenmord und Geschichtsfälschung. München

  3. Egenberger, Christopher (2008): Holocaustleugnung. Bundeszentrale für politische Bildung. URL: www.bpb.de/politik/extremismus/rechtsextremismus/41342/holocaustleugnung

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