Israel muss boykottiert werden!

»Israel muss boykottiert werden!«

Der Boykott gegen Israel ist älter als der jüdische Staat selbst. Es lohnt sich ein kurzer Blick in die Geschichte der Zeit vor der Staatsgründungs Israels: Schon 1922 rief der fünfte Arabische Kongress in Nablus zum Boykott jüdischer Waren auf, er forderte auch das Verbot von Länderverkäufen an Jüdinnen*Juden 1. Der Islamische Kongress unter Präsidentschaft von Mohammed Amin al-Husseini – dem Großmufti von Jerusalem, einem glühenden Antisemiten, der SS-Mitglied wurde – forderte 1931 einen wirtschaftlichen Boykott der jüdischen Bevölkerung im britischen Mandatsgebiet Palästina. 1945 beschloss die Arabische Liga – ein Zusammenschluss der arabischen Staaten in Nahost – den Boykott gegen den Jischuw, so hießen die Jüdinnen*Juden dort vor der Staatsgründung 1948. Und 1946 wurden das Zentrale Boykottkomitee und das Zentrale Boykottbüro der Mitgliederstaaten der Liga gegründet, um den Boykott zu organisieren, der jahrzehntelang anhielt. Iran, Libanon und Syrien halten bis heute daran fest.

Der Boykott Israels erlebt seit 2005 eine Renaissance unter neuem Deckmantel: Die BDS-Bewegung – die Abkürzung steht für Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen – will den jüdischen Staat wirtschaftlich, wissenschaftlich und kulturell isolieren. Sie greift dabei immer wieder auf eine antisemitische Bildsprache zurück. Und führende Köpfe der Bewegung sagen unverhohlen, dass ihr Ziel die Abschaffung Israels ist.

Jetzt mal in Ruhe…

Ausgerufen wurde die BDS-Kampagne von zahlreichen palästinensischen Organisationen. An erster Stelle der Unterstützer steht das »Council of National and Islamic Forces in Palestine«, ein Bündnis, zu dem die Terrororganisationen Hamas, Islamischer Jihad und PFLP (Popular Front for the Liberation of Palestine) zählen, die am Massaker vom 7. Oktober 2023 gegen israelische Zivilist*innen beteiligt waren.
Die BDS-Kampagne spricht aber vor allem sich als progressiv verstehende Menschen und Gruppierungen an – an Hochschulen, im Kulturbetrieb oder auf der Straße in politischen Bündnissen. Unter Islamisten oder Neonazis gehört der Boykott des jüdischen Staates selbstverständlich zum politischen Konsens dazu – ganz ohne die drei Buchstaben BDS.
In der Praxis fällt die BDS-Kampagne mit einem aggressiven Auftreten auf, das zur Einschüchterung und Polarisierung dient. Diskussionsveranstaltungen mit israelischen oder jüdischen Teilnehmenden werden niedergebrüllt oder gestört. Listen von vermeintlichen pro-israelischen »Gegnern« werden erstellt, die ebenfalls boykottiert oder angeprangert werden sollen. Uni-Proteste werden zu »zionistenfreien Zonen« erklärt und das rote Dreieck der Hamas wird auf Transparente gemalt. Und selbst Aktivist*innen und Bewegungen aus Israel, die sich zusammen mit Araber*innen für den Frieden in Nahost einsetzen, werden von BDS boykottiert – da sie zur »Normalisierung« Israels beitragen würden.
BDS und Antisemitismus gehen Hand in Hand. Eine Studie der jüdischen NGO Amcha Initiative über US-amerikanische Hochschulen zeigt: Dort, wo es mehr Boykottaktionen gegen Israel gibt, gibt es auch eine höhere Zahl an judenfeindlichen Vorfällen 2. Für den deutschen Kontext hat der RIAS Bundesverband gezeigt, wie die BDS-Kampagne zu antisemitischen Vorfällen führt 3.
Fakt ist, dass der Boykott Israels alle treffen kann. Er trifft unabhängige Wissenschaftler*innen, die von Konferenzen ausgeladen werden. Er trifft progressive Künstler*innen, die nur aufgrund ihrer Herkunft ausgeschlossen werden. Und, bizarrerweise, trifft er auch Unternehmen, die so gut wie nichts mit Israel zu tun haben.
Das zeigt das Beispiel Starbucks: Die internationale Cafékette wird seit dem 7. Oktober von antiisraelischen Aktivist*innen boykottiert. Der Grund? Am 7. Oktober, noch während des Massakers der Hamas, drückte die Starbucks-Gewerkschaft ihre Solidarität mit der palästinensischen Bevölkerung aus – mit Social-Media-Fotos von Bulldozern der Terrororganisation, die den Grenzzaun zwischen Gaza und Israel durchbrachen. Starbucks klagte wegen Urheberrechtsverletzung gegen die Verwendung des Logos – und gewann. Denn Starbucks will mit Gewaltaufrufen nicht in Verbindung gebracht werden. Die Pointe: Starbucks hat keine einzige Filiale in Israel. Aber der Starbucks-Gründer ist Jude. Für BDS reicht das allemal für eine globale Boykott-Kampagne.
Die Fixierung auf den einzigen jüdischen Staat der Welt zeugt vor allem von doppelten Standards. In der Boykott-Kampagne geht es darum, Israel zu delegitimieren und als Ganzes in Frage zu stellen. Denn schließlich meint der Boykott Israels meist nichts Geringeres als die Abschaffung des jüdischen Staates. Und das ist antisemitisch.

  1. Lauer, S. (2023): BDS. In: N. Potter, S. Lauer (Hrsg.) Judenhass Underground: Antisemitismus in emanzipatorischen Subkulturen und Bewegungen. Leipzig. S. 45-60

  2. Amcha Initiative (2015): Report on Antisemitic Activity 2015 at U.S. Colleges and Universities With the Largest Jewish Undergraduate Populations. Santa Cruz. URL: https://amchainitiative.org/antisemitic-activity-schools-large-Jewish-report-2015/

  3. Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus e.V. (2024): Antisemitismus bei BDS: Akteure – Aktionsformen – Wirkungen. Berlin

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