»Kindermörder Israel!«
Die Behauptung, Israel ermorde absichtlich Kinder, ist eine beliebte Taktik zur Delegitimierung des jüdischen Staates: Denn wer systematisch Kinder ermordet, hat sein Existenzrecht verwirkt. So wurde »Kindermörder Israel!« zu einer beliebten Parole auf Demoplakaten und in der Kommentarspalte.
Damit wird eine Geschichte wieder aufgewärmt, die fast 900 Jahre alt ist. Nämlich das Gerücht, Jüdinnen*Juden hätten einen kaum zu stillenden Durst nach Kinderblut, besser bekannt als Ritualmordlegende. Damals wurde behauptet, der Lebenssaft junger Christen werde zum Backen von Matze verwendet, einem ungesäuerten Brot, das traditionell zum Pessachfest verzehrt wird. Heute wird dem jüdischen Staat Israel unterstellt, mit Absicht und Genugtuung das Blut palästinensischer Kinder zu vergießen. Die 2.0-Version einer alten Verdächtigung.
Diese tritt heute beispielsweise in Form der Parole »Kindermörder Israel!« in Erscheinung, oder im Posten verstörender Fotos von verletzten oder gar getöteten Kinder. Bei nicht wenigen der im Internet kursierenden Bilder handelt es sich übrigens um Fälschungen. Häufig sind es Fotos, die aus ganz anderen Konfliktherden der Welt stammen.
Zur traurigen Realität gehört aber, dass viele palästinensische Kinder, vor allem im Gazastreifen, bei israelischen Luftangriffen gegen Terroristen, die sich unter Zivilist*innen verstecken, ums Leben kommen. Zur Wahrheit gehört auch, dass die Hamas am 7. Oktober 2023 israelische Säuglinge und Kleinkinder gezielt ermordete und entführte. Dass dieselben Aktivist*innen, die „Kindermörder Israel!“ skandieren, nichts zu den Kindermördern Hamas sagen, verrät schon einiges darüber, wo das Problem liegt.
Wer mit toten Kindern argumentiert, möchte die Diskussion absichtlich auf einer emotionalen Ebene führen, nicht auf einer rationalen. Niemand kann sich der Kraft der Gefühle entziehen, die durch Bilder oder Erzählungen von Kinderleichen ausgelöst werden.
Nicht selten bleibt es nicht nur bei der Parole »Kindermörder Israel«, sondern antiisraelische Aktivist*innen greifen auf eine tradierte antisemitische Bildsprache zurück: Mit hakennasigen Karikaturen vom israelischen Premierminister Benjamin Netanyahu, der literweise Babyblut schlürft. Oder mit IDF-Soldaten, die im Blutrausch Babys abschlachten.
Das weiß die Hamas für sich auszunutzen. Deshalb verwendet die islamistische Terrororganisation entsprechende Bilder, Erzählungen und Zahlen regelmäßig zur Stimmungsmache gegen Israel 1. Sie können darauf setzen, dass getötete Kinder ein wirksames Mittel sind, um sachliche Diskussionen bis zur Unmöglichkeit zu erschweren. Durch eine Stimmung blinder Empörung und moralischer Entrüstung sind differenzierte Fragen nicht mehr möglich.
Stotsky, S. (2014): How Hamas Wields Gaza’s Casualties as Propaganda. Time Magazine. URL: https://time.com/3035937/gaza-israel-hamas-palestinian-casualties/
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